Und noch ein Beweis dafür, dass Regietheater nicht gleich Regietheater ist. Wieder haben
wir es – wie zuletzt im Fall des Wallenstein – mit einem Großen zu tun, nicht einem, der Kostümbildnerinnen nach der Farbe ihrer Fingernägel beurteilt und deswegen bisweilen sogar entlässt, wie laut Gerücht jüngst vorgekommen. Hier also ist es Martin Kusej, der in einer Koproduktion mit den Salzburger Feststpielen Nestroys „Höllenangst“ für das Burgtheater inszeniert hat.
Die Bühne ist – bis auf eine sehr intelligente Kontruktion mit vielen Türen – leer, und einmal mehr wird ohne Requisiten (die Koffer im letzten Bild ausgenommen) gespielt. Martin Kusej aber versteht es, seine grandiosen Schauspieler (allen voran Nicholas Ofczarek und Joachim Meyerhoff) zu führen, hält die Spannung einen ganzen Abend lang und hat darüber hinaus noch ein paar wirklich hübsche Regie-Einfälle. Ofczarek gibt eine Otto-Schenk-Parodie, die nicht ganz unbeabsichtigt sein kann, und Joachim Meyerhoff (sehr rheinisch wieder mal) liefert eine köstliche Darstellung des als Beelzebub verkannten Oberrichters.
Lediglich die Zwischenmusiken, die die Couplets ersetzen, sind unmotiviert und unpassend. Natürlich würde das Stück ohne solche Einlagen womöglich zu dicht, aber es muss eine andere Form der Auflockerung geben als diesen Unfug. Ein so zeitgebundenes Stück wie dieses, mit einem heute als passé geltenden Thema (dem Verkauf der Seele an den Teufel) kann man sicher nur gnadenlos vom Biedermeier loslösen, wie hier grandios geschehen, oder eben als verzopfte Histörchenkomödie nachspielen. Alle halbherzigen Versuche in die eine oder die andere Richtung sind zum Scheitern verurteilt.
Am 1. Mai gibt es die vorläufig letzte Gelegenheit zum Besuch im Burgtheater – unbedingt anzuraten!