Joseph Haydn zum 286. Geburtstag

474px-Joseph_Haydn_0Es ist wohl nicht nur dem Epitheton „Papa“ zu verdanken, dass wir uns kaum vorstellen mögen, dass Haydn auch einmal jung gewesen sein muss. Aber eigentlich, wenn man ganz ehrlich zuhört, ist Franz Joseph Haydns Musik bis zu jener aus seinem hohen Alter die des Lausbuben aus dem burgenländischen Dorf Rohrau. Es ist ein flaches, unauffälliges Haus an der Hauptstraße, in dem Joseph Haydn 1732 zur Welt kam und von wo aus er von seinem Schullehrer zu einer besseren und insbesondere auch musikalisch fundierten Ausbildung in die Stadt geschickt wurde.

Die wesentlichen Fakten seines Lebens sind bekannt: verheiratet mit einer Frau, die allgemein als missmutig beschrieben und von ihm wahrscheinlich nicht im romantischen Sinne geliebt wurde (führen wir uns hier doch Mozarts geradezu gurrende Verliebtheit als Kontrast vor Augen), jahrzehntelanger Dienst bei Esterházys und später Ruhm, der ihm von Wien aus auf allen seinen Reisen vorausgeeilt ist.

Und doch, bei allem Fleiß, aller Gewissenhaftigkeit und allem Ehrgeiz, den der Haydn wohl gehabt haben muss (denn sonst wäre er kaum zu dem geworden, was er am Ende seines Lebens war: ein reicher und berühmter Mann), ist ihm zweifellos ein unbändiger und bodenständiger Schalk im Nacken gesessen. Zu viele Anzeichen gibt es dafür: allseits bekannte wie die Komposition der „Abschiedssymphonie“, aber auch weniger bekannte wie den doppelten Verkauf desselben Stücks an zwei Verleger in verschiedenen Ländern, in der Gewissheit, dass diese es nicht merken würden, bis hin zu so unendlich vielen kleinen und großen musikalischen Überraschungen, die die Erwartungshaltung seiner Zuhörer geradezu ad absurdum führen, dass ein detailliertes Aufzählen hier gar nicht möglich ist.

Wohl aber möglich ist, daraus ein sehr persönliches Bild zu zeichnen von einem Menschen, der bei allem schwer begreiflichen und unendlichen Talent doch im Gegensatz zu Mozart, dem ein göttlicher Funke innewohnt, ein durch und durch irdischer Komponist ist. Man mag sich vorstellen, daß er während einer Aufführung in der Ecke sitzt und schmunzelt, wenn der Frau Gräfin beim Paukenschlag vor Schreck der Fächer aus der Hand fällt. Mozarts Scherze sind weniger subtil: Wenn er scherzt, dann in der ihm eigenen göttlichen Maßlosigkeit, so dass man „vor Vergnügen Pomeranschen scheißen möchte“.

Haydn, wegen seiner oft unaufwendigen Kompositionsmittel auch immer wieder unterschätzt (hat jemals jemand Mozart unterschätzt?), braucht mitunter Intellektuelles Verständnis, ohne das man bei Mozart wahrscheinlich weiter kommt. Haydn ist dennoch nicht weniger beglückend und vor allem oftmals kühner als man es dem „Papa“ instinktiv zutrauen möchte.

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Joseph Haydn zum 286. Geburtstag