Ich komme erst jetzt dazu, es aufzuarbeiten. Irgendwann vor längerer Zeit, in einem CD-Geschäft (als es diese noch gab), hat es mir doch glatt die Sprache verschlagen – und das kommt selten vor. „Barock zum Baden II“ stand da im Regal . Ich könnte verstehen, wenn mich der/die geneigte Leser*in jetzt verdächtigt, ich würde ihn oder sie auf den Arm nehmen.
Ganz im Gegenteil: „Arien zum Autofahren“, „Barock zum Bügeln“, „Barock zum Backen“ und „Barock zum Bücherlesen“ sind nur die paar, die ich mir in meiner Fassungslosigkeit gemerkt habe. Ich stelle mir die Frage, ob die Existenz dieser CD-Reihe mehr Anlass zur Besorgnis über den Geisteszustand ihrer Macher oder ihres Publikums gibt. Wenn das die Tendenz ist, dann wundert es mich nicht, dass der Klassikmarkt in einer Krise stecken soll. Solche Dinge sind es, die die Krise sind – ist Volksverblödung gerichtlich verfolgbar?
Vielleicht aber bin ich nur hoffnungslos realitätsverweigernd. Bei scharfer Überlegung mag das so sein, und daher gehe ich in mich und erlaube mir, den Köpfen, die hinter dieser Serie stecken, meine bescheidenen Dienste anzubieten; ich werde keine Copyright-Ansprüche stellen. Sehr geehrte Damen und Herren, wie wäre es mit: „Rachmaninoff zum Rammeln“, „Schostakowitsch zum Schuheputzen“, „Nachtmusik für Nebbochanten“, „Gluck zum Glenfiddich“, „Wagner zum Wäschewaschen“, „Fauré zum Vögeln“ oder exklusiv für das bevorstehende Jubiläumsjahr 2024, denn auch dort muss ja heutzutage Berieselung sein, „Bruckner zum Brunzen“?